Schmutziger Schnee

Klappentext:

Ein Soziologe, der über politische Randgruppen geforscht hat, wird ermordet in einem Stockholmer Hinterhof gefunden. Leo Junker entdeckt, dass das Opfer Hinweise auf ein drohendes Attentat erhalten hatte. Kurz darauf wird ihm der Fall grundlos entzogen und dem schwedischen Geheimdienst übergeben. Leos ist alarmiert: Das kann nur bedeuten, dass die Ermittlungen manipuliert werden sollen. Das weckt erst recht Leos Ehrgeiz: Er setzt alles in Bewegung um herauszufinden, warum der Soziologe wirklich sterben musste. Und wie man in letzter Sekunde das bevorstehende furchtbare Attentat verhindern kann …

Rezension:

Ich arbeite mich ja mittlerweile an meinem SUB (Stapel Ungelesener Bücher) ab. Das hat ja nichts damit zu tun, dass ich nichts zu lesen hätte, sondern dass in diesem SUB so viele Perlen liegen – wie diesmal mit „Schmutziger Schnee“ von Christoffer Carlsson aus dem C. Bertelsmann Verlag.

Den 1. Band der Leo Junker Reihe hatte ich ja schon, nun also Band zwei und der hat es irgendwie so richtig in sich. Also normalerweise ist ja die Erfahrung, dass der 2. Band bei vielen Reihen eher schwach daher kommt, ähnlich wie bei Windows, wo man ja jede zweite Version eher in die Tonne treten kann. Ganz im Gegensatz dazu war ich bei „Schmutziger Schnee“ eher immer etwas sauer, wenn man mich angerufen und mich aus der Story gerissen hat.

Man nehme also einen Polizisten, der auf Psychopharmaka ist, genauer gesagt auf Sobril, das ist ein Oxazepam, von dem man sehr schnell sowohl psychisch wie körperlich abhängig werden kann, und dies ist unser „Held“ – Leo Junker. Er wird zu einem Mordopfer gerufen, dem „Linken“ Soziologen Thomas Heber, der über die politischen Strömungen in Schweden eine Feldstudie betreibt. Da gibt es einmal die RAF, also den „Radikalen Antifaschisten“ und die rechte Gruppierung „Schwedischer Widerstand“, die den in sich doch etwas zersplitterten Schwedendemokraten nahesteht. Allerdings muss ich sagen, dass ich das Kürzel RAF schlecht gewählt finde, da bei mir der Begriff RAF mit einer anderen Gruppe verbunden ist. Dies mag an den schwedischen Originalbegriffen liegen, aber hier wäre ein wenig mehr Freihielt des Übersetzers gefragt gewesen, da im deutschsprachigen Raum die Abkürzung RAF einfach belegt ist

Die Schwedendemokraten sind deswegen in sich zersplittert, da manche weiter rechts stehen wie andere. Deren Jugendorganisation Schwedischer Widerstand ist sehr weit rechts, genauso wie sich die Radikalen Antifaschisten sehr weit sich im linken Spektrum bewegen.

Und nein, der Autor zeichnet nicht die eine Seite Schwarz und die andere Seite Weiß, sondern er zeigt immer wieder die grauen Farbtöne, da extreme Bewegungen, egal in welche Richtung, die falsche Richtung ist. Beide Seiten sind für mich Strömungen, die man in einer Gesellschaft hat und die sich in meinen Augen auch immer die Waage halten sollten.

Kurze Zeit später ist noch ein Opfer zu beklagen, wieder in der Linken Szene und zwar diesmal Lisa Swedberg, eine Person, welche Thomas Heber interviewt hatte und mit der er auch noch ein sexuelles Verhältnis hatte.

Dass sich auch ehemalige Freunde auf einmal auf der rechten sowie der linken Seite wiederfinden und gegeneinander kämpfen, ist irgendwie vorprogrammiert. Dass sich die schwedische Staatssicherheit auch sehr schnell für diesen Fall interessiert, ist irgendwie auch klar, genauso wie man das Gefühl bekommen könnte, dass die Staatsicherheit ihre eigenen Interessen in dem Fall verfolgt, da sie auch ihre Informanten in der rechtsgerichteten sowie bei den linksautonomen Szene hat.

Erschreckend war die Aussage einer Mitarbeiterin der Staatssicherheit: „Das waren sicher die Linken. Die Rechten machen solche Morde nicht.“ Ich bin der Meinung, dass man weder die eine noch die andere Seite verherrlichen sollte. Beide Seiten haben in meinen Augen schon ein Problem, was alleine in der Ausrichtung zu erkennen ist. Alles was extrem ist, ist auf Dauer gesehen immer schädlich, dabei ist es egal ob es politisch ist, ob es beim Sport ist oder sonst wo. Beiden Seiten sollte man alles zutrauen.

Lustig fand ich einen Satz ziemlich im letzten Drittel. Da geht es um einen Rechten, der immer wieder sagt, dass Ausländer raus sollen aus Schweden und es sei egal woher diese Ausländer kämen. Auf die Frage woher sein Name komme, sagt er aus Holland. Seine Familie seien Niederländer. Also nach seiner Definition ja auch Ausländer, die verschwinden müssten. Das zeigt sehr deutlich, wie manche ticken. Manchmal möchte ich einfach schreien, wenn es mal wieder um Flüchtlinge geht. Denkt doch mal nach! Jeder von uns hat einen Opa, eine Oma oder sonst jemanden in der Familie, der geflüchtet ist oder eigentlich aus einem anderen Land kommt als Deutschland, oder in diesem Falle Schweden.

Christoffer Carlsson zeigt auf alle Fälle in diesem Thriller immer wieder gewisse Punkte auf. Er zeichnet weder schwarz noch weiß, sondern er arbeitet immer wieder mit Schattierungen. Und es ist wie immer, einen richtig weißen Schnee gibt es nicht, es ist immer etwas Schmutz dabei.

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