Vom Glück unterwegs zu sein

Klappentext:

Bis zu den Rändern der Welt auf der Suche nach uns selbst

Die Schönheit alter Pilgerwege in Norwegen oder unbeleuchteter Gassen in Kairo, die Leichtigkeit Sandalen tragender Bergführer in Guatemala oder in der Sonne Portugals dösender Hunde, bizarre Nächte in Blackpool oder Tokio: Christian Schüle, Philosoph, Reisender, Flaneur und Wanderer, verbindet persönliche Erlebnisse beim Erkunden der Welt mit Reflexionen darüber, wie und warum das Fremde und Ferne ein so vorzügliches Mittel ist, sich selbst zu erkennen und die Welt wie die Zeit anders zu erleben. Sein ebenso faszinierendes wie inspirierendes Buch ist literarischer Roadtrip und philosophische Suche nach dem Sinn des Reisens zugleich.

Rezension:

Das Buch heißt im Untertitel: “Warum wir das Reisen lieben und brauchen“ und es war für mich wie ein Sehnsuchtsbuch. Ein Buch, welches mich oft getriggert hat, auch wenn die Orte in denen Herr Schüle war, andere waren, als die, die ich gesehen habe, aber ich wusste sofort, was er mit dem Unterschied zwischen Bilder in meinem Kopf und Fotos meinte.

Wenn ich einen Ort betrachte, entwickeln sich unterschiedliche Wahrnehmungen. Man sieht Dinge einfach anders, wenn man Langeweile hat. Was nicht heißt, dass es langweilig ist. Man nimmt Dinge intensiver wahr, wenn es nicht so hektisch ist. Langeweile ist vielleicht das falsche Wort. Das etwas veraltete Müßiggang trifft es vielleicht besser.

Es ist einfach toll, wenn man in einem anderen Land, oder auch nur in einer anderen Gegend ist, wenn man sich einfach Zeit nimmt und diese dabei vergisst, sich einfach treiben lässt und dem Müßiggang frönt. Man kann dann unwahrscheinlich viel erleben und fühlen.

Das mit dem sich treiben lassen beim Reisen, war in meinen Augen immer wieder wichtig. So kommt man an Orte, die man vorher nicht kannte oder nicht hinwollte und lernt dabei Menschen und Kulturen somit ganz anders kennen. Ich habe da so meine eigenen Beispiele. Die waren nicht so spektakulär, aber ich wollte auch mal mit einem Freund in den Vogesen wandern, rausgekommen sind wir dann in Amsterdam und am Ijsselmeer.

Der Autor weckte wieder mein Reisefieber, also nicht das Verlangen in Urlaub an einen bestimmten Ort zu fahren, sondern bei der Reise Menschen kennenzulernen, sich auf Menschen und Kulturen einzulassen.

Dieses Buch ist ein Trip der besonderen Art. Auf der einen Seite ist man in Tokio und es ist eine total bizarre Nacht mit Clubs und Musik und Männern, die sich wie Frauen kleiden und schminken. Dann wiederum ist man mit den Ice-Road-Truckern unterwegs und nein, die Serie im Fernsehen oder Filme triggern mich nicht, aber diese Art wie Christian Schüle es beschreibt, nimmt mich mit. Die Art, wie er diese Menschen und Situationen beschreibt, fasziniert mich einfach.

Die Beschreibung dieses Pilgerwegs in Norwegen hat mich fast dazu gebracht, meinen Rucksack und meine Wanderschuhe zu packen, dahin zu fahren und diesen einsamen Pilgerweg zu laufen.

Er machte mich neugierig auf Afrika, Jordanien und auch ein kleines Dorf in Russland. Es ging mir dabei immer weniger um dieses Land, sondern diese Kulturen und Menschen. Ich hatte das Gefühl, der Autor versucht immer auf Augenhöhe mit den Menschen zu kommunizieren, nie von oben herab. Gut, es klappte sicherlich nicht immer. Dessen ist er sich auch sehr bewusst, denn man ist als Westeuropäer und christlich aufgewachsener Mensch von seiner eigenen Kultur geprägt. Es ist nicht immer einfach, da wir andere Wertvorstellungen haben.

Was nun nicht heißt, dass wir besser oder schlechter sind, wie andere. Es ist einfach anders und Punkt. Es ist auch vollkommen egal, welche Religion der andere Mensch hat, oder Hautfarbe, wir sind irgendwie doch alle gleich. Als Reisender ist man Gast und muss sich den Gepflogenheiten anpassen, auch wenn man sie manchmal nur schwer verstehen kann.

Und noch etwas ist mir aufgefallen, was ich auch immer wieder bei meinen Reisen als Pfadfinder erlebt habe und auch in diesem Buch herausgehoben wurde: Je ärmer manche Menschen sind, desto gastfreundlicher sind sie oft.

Ihr merkt, ich habe dieses Buch sehr genossen, da es einige Bilder in mir hervorgerufen hat, die ich fast vergessen habe. Es hat Sehnsüchte in mir geweckt, die lange nicht mehr da waren, die irgendwie verschollen waren.

Dennoch war es für mich nicht einfach, dieses Buch zu lesen, auch wenn das Thema und die Herangehensweise mir sehr zugesagt haben. Da war zum einen die Sprache, die doch sehr fordernd ist, und dann die Gefahr unkontrollierbarer Emotionen. Es kamen immer wieder Bilder von meinen Reisen hoch, womit ich nicht meine Urlaube meine, sondern meine Erlebnisse, wenn ich mich auf Land und Leute einließ. Diese Bilder überlappten immer wieder kurzzeitig das gelesene.

Ich hoffe, dass dieses Buch viele Leser findet, da es auch den gegenseitigen Respekt lehrt, wenn man ein anderes Land betritt. Meine Hoffnung ist nun, dass wir mehr reisen und uns mehr treiben lassen, auch wegen der Lektüre dieses Buches und weniger Urlaub in abgeschotteten Ressorts machen. Reisen kann man nicht Digital erleben, sondern man muss es mit allen Sinnen erleben und leben. Ich fühle mich nach dieser Reise mit dem Autor freier und reiselustiger, auch zu Menschen und Kulturen, die ich nicht auf dem Schirm hatte. Meine Hoffnung ist, dass wir mehr reisen und weniger Urlaub machen, damit uns klar wird, warum wir es lieben und brauchen.

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