Isidor

Klappentext:

Ein jüdisches Leben

Dr. Isidor Geller hat es geschafft: Er ist Kommerzialrat, Berater des österreichischen Staates, Multimillionär, Opernfreund und Kunstsammler und nach zwei gescheiterten Ehen Liebhaber einer wunderschönen Sängerin. Weit ist der Weg, den er aus dem hintersten, ärmlichsten Winkel Galiziens zurückgelegt hat, vom Schtetl in die obersten Kreise Wiens. Ihm kann keiner etwas anhaben, davon ist Isidor überzeugt. Und schon gar nicht diese vulgären Nationalsozialisten.

Ein jüdisches Leben

Dr. Isidor Geller hat es geschafft: Er ist Kommerzialrat, Berater des österreichischen Staates, Multimillionär, Opernfreund und Kunstsammler und nach zwei gescheiterten Ehen Liebhaber einer wunderschönen Sängerin. Weit ist der Weg, den er aus dem hintersten, ärmlichsten Winkel Galiziens zurückgelegt hat, vom Schtetl in die obersten Kreise Wiens. Ihm kann keiner etwas anhaben, davon ist Isidor überzeugt. Und schon gar nicht diese vulgären Nationalsozialisten.

Rezension:

Ein Buch, was betroffen macht. Da ist ein Mensch, der in k. u. k. Monarchie geboren wurde und zwar in der Nähe von Lemberg, dem heutigen Lwiw und genau das nahm mich mit. Ich hatte diese Flucht vor dem Krieg im März vor Augen und wenn ich überlege, dass dieser Bereich der Ukraine einst Teil der Monarchie Österreichs war, bekomme ich doch noch mehr ein Gefühl dafür, wie nahe dieser Krieg eigentlich ist.

Aber ich schweife ab, oder auch nicht. Shelly Kupferberg nimmt einen mit in die ärmliche Welt, in der Isidor, der Onkel ihres Großvaters, mit seinen Geschwistern groß geworden ist. Der Vater von Isidor muss schon schwierig gewesen sein, aber die Mutter von Isidor hat doch darauf geachtet, dass ihre Kinder einen guten Schulabschluss hatten. Auch wenn dieser dann in Lemberg gemacht wurde und der sie dann gemeinsam, bis auf den Vater von Isidor, nach Wien führte.

Isidor wurde Anwalt und hat später als Geschäftsführer einer Lederwarenfabrik gearbeitet, welche im 1. Weltkrieg kriegswichtig war, sodass er nicht an die Front musste. Er war aber auch ein Schlitzohr und hat teilweise Lederwaren auf dem Schwarzmarkt verkauft und das Geld in die eigene Tasche gesteckt. Gerade diese Begebenheit macht das Buch für mich im weiteren Verlauf so greifbar und anrührend. Gut, er wurde dadurch Millionär und konnte von den Zins- und Aktieneinnahmen leben. Er war trotzdem kein Mensch, der nicht auch an andere gedacht hat, vor allem seiner Familie hat er einiges zukommen lassen. Auch hatte er Künstler gefördert und war, so glaube ich, im Herzen ein guter Mensch. Soweit man dies heute noch beurteilen kann.

Isidor war zweimal verheiratet, aber ich glaube, seine große Liebe war Ilona Hajmássy, die später in Amerika beim Film Karriere gemacht hat und als Ilona Massey sogar einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame hat. Ich habe mir ein paar Fotos von ihr angesehen und muss sagen, eine wirklich Schöne ist sie gewesen.

Man lernt Isidors Schneider kennen, die Mitglieder der Familie Geller, aber auch die Familie des Schneiders, der irgendwie wohl zur Familie gehörte oder zumindest ein sehr enger Freund Isidors war.

Vieles erfährt man über das Leben in Wien bis 1938 wie Juden und Christen nebeneinander gewohnt haben, wie kreativ viele Menschen waren. Da werden Berufe erwähnt, wie z.B. die Modistin, die Hüte für Frauen entwirft und herstellt, die man heute kaum noch kennt und man bekommt einen Einblick in die Schicht der Oberen in Wien zu dieser Zeit.

Aber es kommt, wie wir wissen, ja auch die Zeit des Nationalsozialismus in Wien. Da ist dann der Antisemitismus, der zwar immer wieder hervor kommt, also auch schon bevor die Nazis nach Wien gekommen sind., dann aber erreicht das Ganze eine Stufe, die man so nicht erleben will. Gerade dadurch, dass die Autorin auch am Anfang beschreibt, wie Isidor an sein Vermögen gekommen ist und da auch die Schattenseiten ihrer Familie benannt hat, gerade dadurch wird alles noch viel greifbarer und fühlt sich noch realistischer an. Es erschreckt mich das, was danach beschrieben wird. wie mit Isidor und anderen Juden umgegangen wird, wie schwierig es war auszureisen.

Gerade das bürokratische Vernichten, macht das Ganze für mich so schwierig, dass man das alles in Gesetze gepresst hat und dann sagen konnte, es sind die Gesetze und wie müssen sie befolgen.

Shelly Kupferberg hat es geschafft für mich ein Buch zu schreiben, was mir das Wien Anfang des 20. Jahrhunderts nähergebracht hat, auch ein wenig diesen Vielvölkerstaat der k. u. k. Monarchie. Sie hat ein Buch geschrieben, welches immer wieder neugierig macht, auf das, was im nächsten Kapitel passiert. Für mich ist es ein bewegendes Stück Zeitgeschichte, die einem vorhält, wie schnell manche Dinge passieren können und auch wie sie passieren, und dass sie jedem von uns passieren können. Ich bezweifele stark, dass der Antisemitismus verschwunden ist, ich habe eher Angst, dass er wiederkommt und zwar genau so stark wie damals in den 30er Jahren.

Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit gehen leider meist Hand in Hand. Ich sehe es oft, nicht nur gegenüber Juden, sondern gegenüber Ausländern oder andersfarbigen, egal wann und wo. Dabei ist es wie damals in Wien. Diese Stadt hat davon profitiert, dass so viele verschiedene Menschen dort gelebt haben und jeder hat sich eingebracht. Ich vertrete schon lange die Meinung, wenn wir es schaffen gemeinsam zu leben und zu arbeiten, dann kommen wir weiter, so wie damals in Wien oder auch woanders.

Lassen wir es nicht mehr zu, dass so etwas noch einmal passiert! Ich glaube, dass solche Bücher wie von Shelly Kupferberg einen noch einmal besonders einfangen können, vielleicht viel besser, als es ein normaler Geschichtsunterricht kann, denn es zeigt, wie schnell manche Dinge vergänglich sind und wie genau wir darauf achten müssen, dass so etwas nicht wieder passiert.

Wie ihr vielleicht merkt, ich wurde 250 Seiten lang gut unterhalten und doch auch nachdenklich zurückgelassen. Vielleicht berührt euch dieses jüdische Leben genauso wie es mich berührt hat. Also am besten kauft ihr dieses Buch, lest es und im besten Falle empfehlt ihr es genau so weiter, wie ich es tue. Ich würde es diesem Buch gönnen.

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