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Zwei Fragen und zwei Antworten in einem Text. Ich war mal wieder in Sachen Kultur unterwegs. Wir haben ja das ZIBB in Gießen und das Team um Anna Bühne versucht immer wieder, besondere Schätze auszugraben.

So z.B. das Papiertheater Kleine Auszeit aus Großen-Buseck, die das Stück „Kennt ihr Blauland“ aufgeführt haben. „Kennt Ihr Blauland“ ist ein Kinderbuch von Tina Rau, welches es auch als Musical von Hans Ulrich Pohl gibt.

Ich erzähle mal kurz einen Teil der Geschichte. Es gibt ein Land, welches sich Blauland nennt. In diesem Land ist alles blau, also in verschiedenen Blautönen. Auch die Menschen dort sind blau und heißen Fizzli-Puzzlis. Neben dem Blauland lebt der Farbenkönig und der möchte den Fizzli-Puzzlis etwas Gutes           tun und ihnen eine weitere Farbe schenken. Und dies ist die rote Farbe und einer der Fizzli-Puzzlis wird dann auch rot. Dies erzeugt aber Neid und Missgunst und es gibt echt Streit zwischen den Fizzli-Puzzlis und keiner will mit dem roten spielen. Und so schickt der Farbenkönig noch eine gelbe Kugel die einen der Fizzli-Puzzlis gelb färbt. Der will aber auch nicht mit dem roten spielen, sondern hält sich auch für was Besseres. Wie es ausgeht, lest ihr entweder selbst oder wenn ihr in der Nähe von Großen-Buseck wohnt, besucht vielleicht mal eine Aufführung.

Nun zur Vorstellung des Papiertheaters Kleine Auszeit. Also Papiertheater ist einem großen Theater nachempfunden und nicht mit dem Schattentheater zu vergleichen. Die Bühne des Theaters Kleine Auszeit hat viel Tiefe. Es ist von vorne einer Theaterbühne nachempfunden. Links und rechts sind schwarze Trennwände aufgestellt Es ist die mobile Bühne des Theaters.

Auf dieser Bühne, gibt es ein Bühnenbild, wo sich dazwischen oder davor die Figuren bewegen. Die Figuren, wie alles was da auf der Bühne steht oder sich bewegt, sind aus Papier, in liebevoller Kleinarbeit ausgeschnitten und bemalt. Es gibt keine Vorlagen für das Stück „Kennt ihr Blauland“ für Papiertheater. So ist alles von den beiden Akteuren Susanne und Stefan Schweig selbst gebastelt. Es wird auch überlegt, wie man die Geschichte am besten umsetzen kann, wie das mit den Kugeln am besten wirkt, wie die Figuren sich verändern, das genau Timing der Figuren auf genau dem richtigen Platz, so dass ein Theaterstück daraus entsteht. Man hat man auch das Gefühl, dass sie sich gut bewegen und wirklich miteinander interagieren.

Gut, die Stimmen und die Musik sind ein Playback, aber auch da wird sich Mühe mit den Details gegeben. Es werden verschieden Sprecher eingebaut, die man teilweise aus dem Rundfunk kennt, die einfach gesagt haben, das finde ich gut, da mache ich mit. Natürlich sprechen auch die beiden manche Figuren und sie machen es wirklich gut. Wobei ich sagen muss, dass man bei Susanne merkt, dass sie öfter auch mal vorliest. Ihre Betonungen sind einfach etwas lebendiger. Aber das ist nun meckern auf verdammt hohem Niveau.

Denn, und dies ist mir verdammt wichtig, man merkt dem Stück an, dass es mit so viel Liebe zum Detail gemacht wurde, die verschiedenen Bühnenbilder, die Figuren, der Farbenkönig und einfach alles. Es sind 30 Minuten, die man einfach aufsaugt. Man merkt diese Liebe zum Papiertheater auch nach der Vorstellung. Da werden Fragen beantwortet, auf jedes Kind wird eingegangen. Die Erwachsenen bekommen das Papiertheater hinter der Bühne zusammen mit den Kindern in kleinen Gruppen erklärt und nähergebracht.

Man sieht auch die leuchtenden Augen und das Staunen bei Groß und Klein und es ist einfach etwas Besonderes. Dies liegt auch an den beiden, die sich da schon fast entschuldigen, da Blauland laut ihren Aussagen noch eines der einfacheren Bühnenbilder und Figuren ist. Da wird immer wieder Kalif Storch genannt oder die Regentrude oder da wird schon mit leuchtenden Augen von Frau Holle erzählt, was eigentlich im Dezember aufgeführt werden sollte, aber doch noch nicht fertig ist.

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Ich bin ja schon von „Kennt ihr Blauland“ vollkommen begeistert. Ja, ich bin bei der Geschichte sicherlich auch nicht das Zielpublikum, aber mal ehrlich, ist man eigentlich zu alt für etwas Besonderes? Etwas, was es so nicht so oft in unserem Land gibt? Je mehr ich mich mit dem Thema auseinandersetze, desto mehr fasziniert es mich. Kann man es sich vorstellen, dass es „Faust“ als Papiertheater gibt oder „In 80 Tagen um die Welt“ oder Opern? Papiertheater decken das ganze Spektrum des Theaters ab und sind doch lange Zeit vergessen worden.

Susanne und Stefan Schweig haben ein besonderes Faible für Märchen, weswegen sie auch das Rotkäppchen in der Version von 1880 aufführen. Aber dies ist nichts für kleine Kinder, denn auch Märchen können nun mal brutal sein. Ich finde es aber wichtig, dass eine Tradition wie das Papiertheater oder Märchen allgemein nicht vergessen werden, egal wie alt sie nun mal sind.

Falls ihr euch fragt, wie teuer so ein Besuch beim Papiertheater ist, für uns Erwachsene 7 € – 8 € je nach Stück, und ja die Stücke sind „nur“ ca. 30 – 60 Minuten lang, aber man muss da ja auch ein wenig die Arbeit über Monate hinweg einrechnen und da empfinde ich es noch als zu billig.

Kindergärten, Schulen oder Einrichtungen wie z.B. das ZIBB können das Theater auch mieten und so den Kindern, und natürlich auch den Erwachsenen, ein besonderes Highlight bieten.

Mein Dank geht heute mal wieder an Anna Bühne vom ZIBB, dass sie den Raum zur Verfügung gestellt haben und es für alle kostenlos angeboten haben. Schaut doch einfach mal im Internet beim ZIBB Gießen vorbei, da gibt es immer wieder tolle Veranstaltungen.

Und wenn ihr schon im Internet seid, schaut euch das Papiertheater Kleine Auszeit einmal an und vielleicht kommt es ja auch mal bei euch vorbei, oder noch besser, besucht sie am Wochenende doch mal bei einer ihrer Aufführungen in Großen-Buseck. Ich würde es ihnen sehr wünschen.

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