Das Kalte Herz

Seit Monaten will ich eigentlich schon in „Das kalte Herz“, das Familienstück im Stadttheater Gießen, zumal ich dieses Märchen von Wilhelm Hauff schon seit meiner Kindheit sehr mag. Irgendwie war immer wieder etwas dazwischen gekommen und nun, an einem Sonntagnachmittag, war es endlich so weit.

Die Geschichte ist eigentlich schnell erzählt. Der arme Köhler, Peter Munk, hätte gerne mehr Geld, denn er und seine Mutter leben in sehr ärmlichen Verhältnissen. Peter nimmt das ganze Ersparte und verliert es beim Würfeln im Gasthaus. Er wendet sich an das Glasmenschlein, welches ihm drei Wünsche gewährt. Wobei er nur zwei Wünsche verwenden kann, da er sich weder gut noch intelligent verhält. Er kommt recht schnell wieder in die Bredouille und so wendet er sich an den Holländermichel, der ihm 100.000 Taler für sein Herz gibt und im dafür einen Stein in die Brust. Sehr schnell merkt er aber, dass dieses kalte Herz nicht so toll ist, und Geld zu haben ist auch nicht so toll, wenn man sich nicht daran erfreuen kann.

Soweit zur Geschichte. Wie es ausgeht, kann man entweder selbst lesen, oder ins Theater gehen.

Wende ich mich nun erstmal zu den Schauspielern und das, was man auf der Bühne so erlebt. Am Anfang war so der Gedanke, was ist dies denn für ein einfaches Bühnenbild. Aber nach ein paar Minuten wurde mir immer klarer, das ist genau so richtig. Es passt.

Stephan Hirschpointner nimmt einen als Peter Munk sehr schnell eine. Er ist irgendwie doch meiner Fantasie sehr nahe. An seinem Spiel kann man immer sehr gut erkennen, wie er sich gerade fühlt. Man spürt auch das kalte Herz in seiner Brust.

Carolin Weber spielt zum einen seine Mutter, aber auch das Glasmenschlein. Sie überzeugt mich in beiden Rollen. Da ist zum einen die warmherzige Mutter, die ihren Sohn immer wieder ermahnt, auf dem Boden zu bleiben, aber auch zum anderen das Glasmenschlein, was nicht so böse daherkommt, wie man immer wieder von den anderen hört.

Der Holländermichel und der Würfelmeister sind beide nicht gerade die Sympathieträger und werden von David Moorbach absolut kindgerecht gespielt. Man kann sich vor allem vor dem Holländermichel schon fürchten.

Izabella Radić spielt einmal Lisbeth, die Liebe von Peter Munk, und den langen Schurker, den stärksten Mann der Welt, oder des Schwarzwalds.

Drei Rollen übernimmt Pascal Thomas, nämlich den Tanzbodenkönig, sprich den König der Tänzer, einen Wandergesellen und mal kurz einen Bettler.

Alle fünf Schauspieler sind passend ausgewählt und füllen ihre Figuren voller Leben und Wärme. Die Kostüme sind passend und die Drehbühne des Theaters wird richtig gut ausgenutzt, so dass sich die Spielorte immer wieder schnell ändern und man fühlt sich mal im Wald, mal in der Kneipe oder in einem noblen Haus.

Was aber auch an der musikalischen Untermalung des Schlagwerkes liegt. Da wird schnell eine andere Stimmung erzeugt und man merkt, dass so ein einzelner Musiker im Hintergrund wirklich viel bewegen kann.

Komme ich nun zu dem Fazit der 75 Minuten. Man wird gut unterhalten und die Kinder sind begeistert und ja, es gibt Momente, die das alles ein wenig gruselig machen, aber man erlebt strahlende Kinder. Zumindest waren die Kinder, die ich gesehen habe, nach dem Theaterbesuch begeistert. Wobei ich sagen muss, dass man wirklich überlegen sollte, wie weit mein Kind ist. Ich würde nicht mit einem fünfjährigen Kind in dieses Stück gehen, da doch einige Momente dabei sind, die das Kind etwas überfordern könnten. Es hat seine Gründe, dass es erst ab sechs Jahren empfohlen ist.

Es ist aber sicherlich ein schöner Nachmittag, den einem das Fernsehen so nicht geben kann. Theater ist nun mal ein anderes Erlebnis dadurch, dass alles live passiert. Wie wäre es also mal mit einem Ausflug mir Kind zusammen ins Theater?

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Jan Bosch
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