Salomés Zorn

Klappentext:

Simone Atangana Bekono legt mit «Salomés Zorn» ein erstaunliches Debüt über das Aufwachsen in einem rassistischen Umfeld vor. Mit der Geschichte der Jugendlichen Salomé, die ihre Wut nicht kontrollieren kann und sich zunehmend an den Rand der Gesellschaft manövriert, erzählt sie auf eindringliche Weise, wie stark das Gefühl des Fremdseins ein Leben dominieren kann.

«‹Du musst deiner Faust folgen›, erklärte er und machte mir den Schlag vor. ‹So, als ob du ein Loch in deinen Feind schlagen willst.›» Salomés Vater weiß, was Rassismus bedeutet. Als Kameruner in der niederländischen Provinz hat er ihn oft genug am eigenen Leib erfahren. Für ihn liegt es auf der Hand, was er seiner sechzehnjährigen Tochter mit auf den Weg gibt: Du musst kämpfen. Seinen Blick voller Scham, als sie verhaftet wird, vergisst Salomé nicht. Die Jugendstrafanstalt, in die sie gebracht wird, ist kaum beklemmender als das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist. Doch muss sich Salomé hier zum ersten Mal wirklich mit dieser großen Wut auseinandersetzen, die ihr Handeln immer stärker bestimmt. Und das ausgerechnet mit dem Therapeuten Frits, den sie aus «Hello Jungle» kennt, einer Trash-TV-Show, die mit den fremdenfeindlichen Vorurteilen ihrer Kandidaten auf Quotenfang geht. Aber mit Gewalt und Verachtung wird sie hier nicht weiterkommen, Salomé muss umdenken – und beginnt zu verstehen, dass ihre eigene Feindseligkeit nichts von dem aufwiegt, was sie selbst so verachtet.

Rezension:

Was für ein Roman! Wir lernen den Teenager Salomé kennen, ein Teenager, der zu einer Jungendstrafe in den „Donut“ gebracht wird. Dieses Jugendgefängnis hat seinen Namen wegen der Form eines Donuts, in dem fast nur Jungs untergebracht sind, und nur eine kleine Abteilung für Mädchen ist.

Dass sie im Donut auf den Therapeuten Frits trifft, der sich in einer Trash TV Show “Hello Jungle“ auf Quotenfang begab und sich dort wie ein herablassender „Arsch“ gegenüber den Menschen in Afrika verhalten hat, erleichtert nicht gerade die Therapie von Salomé. Dass sie sich wie so oft als Außenstehende fühlt, die nicht verstanden wird, macht ihr das Leben auch nicht gerade einfacher.

Man lernt sie im Laufe des Buches immer besser kennen. Man versteht auch die Probleme, die sie in dem Dorf hat, auch ihre Familie immer besser. So kann man auch diesen inneren Zorn von Salomé fühlen und erkennen, diese Unzufriedenheit, dieses Gefühl des nicht verstanden zu werden, die Demütigung durch das laufende Mobbing und den Rassismus in der Schule. Dabei ist es vollkommen egal, ob sie eine sehr gute Schülerin ist und sich versucht zu integrieren, oder nicht. Allein durch ihre Hautfarbe ist sie anders und so wird es sehr schwierig. Zudem bezieht sie alles Negative immer wieder auf sich selbst. Mir kommt es so vor, dass sie sich selbst nie gut genug ist und sich selbst nicht versteht. Sie flüchtet immer wieder in die Bücher, die ihre Mutter ihr bei den Besuchen mitbringt.

Sie kann sich irgendwie, aus welchen Gründen auch immer, nicht wirklich integrieren, auch wenn sie es eigentlich doch möchte. Sie kann auch nicht vertrauen, vor allem bei Frits dem Therapeuten wird dies immer wieder sichtbar. Er versucht, ihr zu helfen, aber er kommt einfach nicht an sie heran.

Man lernt Kamerun kennen, zumindest in dem Ausschnitt, den Salomé erlebt hat, denn als Flüchtlinge in ihrem Dorf in Holland ankommen, wird ihr langsam klar, dass sie nur einen gewissen Teil kennengelernt hat und Kamerun dadurch immer wieder ein Sehnsuchtsort wurde, wie er eigentlich nicht existiert. Die Erzählungen des Vaters waren auch durch seine Wunschvorstellungen geprägt. Dies ist häufig der Fall, da der Mensch sich lieber an Gutes als an Schlechtes erinnert.

Viele Dinge in diesem Buch passieren einfach und ich bin mir auch nach Stunden noch nicht hundertprozentig sicher, ob ich alles so erfasst habe, wie es sich die Autorin gedacht hat. Es gärt alles so nach. Es beschäftigt einen. Viele der Sätze wirken so unwahrscheinlich nach. Man kann sich vorstellen, dass es in einem Gefängnis genau so eine Stimmung gibt. Auch kann ich mir vorstellen, dass es durch die Einsamkeit im Gefängnis zu solchen Gedanken kommen kann, dass man sich selbst vielleicht eher begreifen kann.

Es sind 243 Seiten mit unwahrscheinlich tiefsinnigen, aber auch einfachen Sätzen, die einen dann auf einmal nachhaltig beschäftigen, auch wenn man das Buch weglegt. Man versteht vielleicht, was Mobbing, Fremdenhass und so einige andere „Kleinigkeiten“ in einem Menschen bewirken können.

Weswegen Salomé ins Gefängnis kam, wird erst am Ende klar. Das ist aber eigentlich gar nicht so wichtig. Was das Buch ausmacht, ist der Weg dahin. Es ist ein sich selbst finden von ihr für mich auch ein sich selbst akzeptieren. Aber wie gesagt, ich glaube, dass es für jeden von uns eine eigene Selbsterfahrung sein kann. Dabei ist es vollkommen egal, welche Hautfarbe man hat, welche Nationalität, Geschlecht etc. Ich glaube, dass jeder von uns sich selbst in diesem Buch erfahren kann und man selbst spüren kann, wie einem Salomé ans Herz wächst. Ich bin mir sehr sicher, ein Stück von ihr wohnt in jedem von uns und jedem von uns hätte vielleicht etwas Ähnliches passieren können, wenn sich die Situation ergeben hätte. Für mich ein gelungenes Debüt einer jungen Autorin, welches mich sicherlich noch Tage nachdenken lässt.

SalomesZorn

Titel: Salomés Zorn

Autor/In: Bekono, Simone Atangana
ISBN: 978-3-406-80000-9
Verlag: C.H. Beck Verlag
Preis: 24,00 €
Erscheinungsdatum: 26. Januar 2023

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