Solidarität

Klappentext:

Wir haben nur uns.

Solidarität ist die Einsicht, dass die Ausgebeuteten, die Verdammten dieser Erde nur eine einzige Möglichkeit haben, ihre Rechte durchzusetzen: indem sie Mehrheiten bilden.

Unsere alten Gewissheiten zerbrechen aktuell an vielgestaltigen Krisen. Dem beizukommen wäre vornehmste Aufgabe der Politik. Doch die stellt sich kein gutes Zeugnis aus: Die einen klammern sich an den Glauben, dass die verlorene Normalität rückholbar ist. Die anderen wollen die Krisen mit Individualismus oder autoritären Maßnahmen meistern – und bedrohen damit den Rechtsstaat.

Natascha Strobl plädiert für einen dritten Weg: eine gemeinsame, antikapitalistische Klammer. Denn die Art, wie wir leben, produzieren und wirtschaften, muss sich grundsätzlich ändern. Das muss nichts Schlechtes bedeuten, wenn die Lösung echte Solidarität ist – ein kollektiver Wert, der individuelle Befindlichkeiten überwindet.

Rezension:

Natascha Strobl folge ich nun schon lange bei Twitter. Es ist immer wieder spannend, was sie so aus unserem Nachbarland Österreich berichtet. So musste ich dann, als ich ihr Essay zu Solidarität aus dem Kremayr & Scheriau Verlag angeboten bekam, nicht lange überlegen.

Und ja, es ist spannend geschrieben. Es beginnt mit einer Zeitdiagnose, in der sie beschreibt, was gerade alles passiert und sind wir mal ehrlich, wir stolpern momentan von einer Krise in die nächste, da muss ich der Autorin recht geben, und über allem schwebt dann noch die Klimakrise.

Aus diesem ganzen Dilemma kommen wir nur dann raus, wenn wir uns miteinander solidarisieren und gemeinsam das alles angehen. Ansonsten sehe ich uns nur noch von einer Krise in die nächste rennen.

Eine autoritäre und neoliberale Herangehensweise wird uns da leider nicht weiterhelfen. Natascha Strobl zeigt auch sehr gut auf, warum dies nicht klappen wird. Wir kommen leider nicht mehr in das Früher zurück. Es gibt leider keinen DeLorean, der uns in das Jahr 1985 zurückbringt, wo wir dann noch mal dreißig Jahre Zeit haben, es vielleicht besser zu machen, auch wenn uns dies manche Parteien oder Menschen erzählen möchten. Die Probleme auf unserem Planeten sind leider mittlerweile so weit fortgeschritten, dass wir dies nur noch zusammen bewältigen können. Und auch da muss ich der Autorin recht geben, wir werden nicht die Masse an Menschen finden, die wir benötigen, wenn wir auf die warten, die zu 100 % diese Überzeugung teilen.

Wenn wir es schaffen wollen, dass wir die Solidarität unter uns Menschen als eine Art dritten Pol etablieren, dann müssen wir immer wieder neue Partnerschaften eingehen, auch mit Menschen, die viel weniger mit uns gemeinsam haben. Dabei muss man aber dennoch kritisch hinterfragen, ob diese nicht gemeinsamen Ansichten nicht vielleicht doch zu konträr sind. Solidarisierung mit dem rechten Rand ist definitiv kein Weg um irgendein Ziel zu erreichen.

Es ist ein Essay, was ich gerne gelesen habe und welches mich wohl noch lange beschäftigen wird. Es hat mich auch heute schon in einem Gespräch mit einem anderen Autoren beschäftigt. Etwas fehlt mir zu der Solidarität untereinander, nämlich die Vision, wie wir dies gemeinsam erreichen möchten. Dies ist das, was mir momentan oft in der Politik aber auch bei den Menschen im Allgemeinen fehlt, eine Vision und eine Solidarität, also nicht nur eine Solidarität unter Freunden oder Familie.

Was diese Art der Solidarität aber auch stört, ist, dass wir nicht mehr Andersdenkende akzeptieren. Manchmal ist es einfach so, dass sich schnell mal missverstanden wird, teilweise auch weil man es möchte oder, weil man nicht richtig zuhört und miteinander redet. Eine gepflegte Diskussion findet oft nicht mehr statt, weil eine Meinung sofort in schwarz-weiß geteilt wird, ohne die vielen Grautöne auch nur zu betrachten. So etwas kann auch die Solidarität untereinander zerstören. Wir müssen, so finde ich, es wieder lernen miteinander zu reden, und nicht nur zu schreiben.

Für mich ist dieses Essay schwierig und ich hoffe, dass mir die Autorin es verzeiht, das ich in die Rezension eigene Gedanken habe einfließen lassen, aber es hat in mir einen Denkprozess in Gang gesetzt, den ich so schnell wohl nicht mehr stoppen kann und möchte. Sollten Essays dies nicht ohnehin bewirken –eigenständige Denkprozesse anstoßen?

Gut fand ich aber auch den letzten Abschnitt über praktische Beispiele der Solidarität. Da kommen Institutionen zu Wort, die man generell auf dem Schirm hat, wie Gewerkschaften, Ärzte ohne Grenzen, aber auch Institutionen wie z.B. Volkshilfe Österreich, die sich auch um Kinderarmut „kümmert“ und jede hat so seine eigenen Gedanken zu Solidarität.

Für mich sind es etwas über 100 Seiten gewesen, die mich wohl noch ein paar Tage fordern werden, aber die auch spannend waren. Vielleicht gibt dieser Essay auch anderen Menschen ein paar Gedanken, wie man das Morgen gemeinsam besser gestalten kann. Wir müssen nicht immer 100%ig einer Meinung sein, aber wir müssen es angehen und Natascha Strobl liefert einige Gedanken, die uns bestimmt etwas weiterbringen.

Solidarität

Titel: Solidarität

Autor/In: Strobl, Natascha
ISBN: 978-3-218-01378-9
Verlag: Kremayr & Scheriau
Preis: 20,00 €
Erscheinungsdatum: 10. März 2023

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