Zuschauerraum-STG

Heute bin ich mal wieder ins Stadttheater gegangen, aber nicht wie sonst zu Oper oder Theater, sondern ins Kammerkonzert. Also mehr oder weniger zurück zu den Wurzeln.

Da das musikalische Blech etwas lauter ist, als Geigen oder Klavier, und daher neun Blechinstrumente für das kleine Foyer im 1. Obergeschoss zu laut sind, war das Kammerkonzert im Großen Haus. Ich muss sagen, es war sehr gut gefüllt. Nicht ausverkauft, aber für einen Sonntagmorgen wirklich sehr gut gefüllt.

Gestartet wurde die Reise um die Welt in Spanien und zwar mit George Bizet und der Carmen Suite. Das Arrangement war von Roger Harvey und Martin Gierden. Es war schon ein sehr feuriger Start in den Morgen, spätestens da waren die Menschen im Theater wach und mitgerissen.

Mir fällt dann in diesen Momenten immer wieder auf, wie viele Facetten die Musiker haben, und dass man doch häufig das Blech in meinen Augen schlecht wegkommen lässt.

Dies ging auch weiter mit der Ungarischen Rhapsodie Nr. 2, Teil 1 Lassan von Franz Liszt. Ja, man kennt diese Melodie, aber so live und mit diesen Musikern, auf dieser Bühne, an diesem Morgen war es einfach umwerfend. Und man vergisst immer wieder, dass jedes Stück dann auch besonders arrangiert wird und ja ein Musiker lernt dies, aber es ist trotzdem auch Arbeit und Zeit die man in so ein Arrangement steckt und wieder war es Martin Gierden, der im Philharmonischen Orchester Gießen Trompete spielt.

Nachdem wir also in Ungarn waren ging die Reise weiter in den Osten und zwar nach China mit dem Stück Butterfly Lovers Fantasy von Chen Chang und He Zhanhao. Arrangiert wurde das Ganze von Alvaro Artuñedo Garcia, der eines der drei Hörner des Morgens spielte. Und ganz ehrlich, ich habe die Augen zu gemacht und habe zwei Schmetterlinge vor meinem inneren Auge gesehen. Das war einfach kraftvoll aber trotzdem zart.

Nachdem man so ganz im Osten war, hat man sich nun reisetechnisch Richtung Westen begeben, musikalisch nach Russland mit Modest Mussorgski und „Das große Tor von Kiew“ aus Bilder einer Ausstellung. Diesmal war Alexander Schmidt-Ries für das Arrangement zuständig. Und da war kurz die Angst, wie diese neun Musiker die Glocken bei diesem Stück wiedergeben und was soll ich sagen? Ich habe sie gehört! Es war schön und irgendwie war ich traurig, dass die Pause auf einmal da war, aber das Publikum wurde in die Sonne entlassen und wie Alexander Schmidt-Ries sich ausdrückte, die Lippen der Musiker mussten ja noch mal kurz in die Eistonne.

Gestartet wurde dann in Argentinien mit einem Tango, der auch noch aus der Feder eines Dänen stammte Ich habe nun schon einige Orchsterversionen von Jacob Gardens Stück Jalousie gehört, aber mit diesen neun Musikern wird es mir wohl lange in Erinnerung bleiben. Es war wirklich ein Genuss.

Hier war wie so oft an diesem Morgen Martin Gierden für das Arrangement zuständig, diesmal zusammen mit John Iveston. Es bleibt mir noch immer in meinen Ohren und wird wohl zu einer meiner Lieblingsversionen des Titels mutieren.

Weiter ging es jetzt nach Amerika. Niemand geringeres als Stephen Sondheim gab sich die Ehre mit Send in the Clowns, bei der eine Trompete die Gesangsoli übernommen hat und zwar Johannes Osswald. Da fällt mir wirklich nichts mehr dazu ein, als das macht Freude!

Consuelo Velasquez komponierte Besame Mucho und das im zarten Alter von 19 Jahren. Soweit Alexander Schmidt-Ries sagte, hat sie vorher noch nie geküsst, aber trotzdem einen so stimmungsvollen Titel geschaffen, der einfach immer ans Herz geht, auch diesmal in dem Arrangement von Alvaro Artuñedo Garcia, dass ich dies wirklich nicht glauben kann.

Nach Irland ging es mit Londonderry Air. Diesmal übernahm die Posaune die Soli, gespielt von Philippe Stier, der uns wohl Richtung Leipzig verlässt und beim MDR Symphonieorchester anheuert. Ihr habt da wirklich einen tollen Musiker von unserem Orchester bekommen! Viel Spaß mit ihm, kann ich diesem Orchester nur sagen.

Richtig süß wurde es mit Antonio Alvarez und Suspiros de Espana. Ich könnte nun das wiedergeben, was Alexander Schmidt-Ries gesagt hat, aber selbst hingehen und erleben, ist wie immer die bessere und schönere Variante.

Tico-Tico no Fubá von Zequinha de Abreu bildete den offiziellen Abschluss, aber das Publikum wollte die Musiker nicht gehen lassen, klatschte laut und stand auch auf, so dass den Musikern wirklich nichts anderes übrig blieb und uns nach Afrika entführte zu Baba Yetu. Ganz ehrlich, dieses Vater Unser ist für mich immer wieder schön und ich bekam auch diesmal wieder Gänsehaut und bekomme sie immer noch, wenn ich daran denke. Ich mag halt diese afrikanische Lebensfreude in den Liedern, genauso wie Gospelmusik für mich zu der lebendigsten Chormusik gehört. Da geht in mir die Sonne auf und mit diesen Musikern, die da waren Christine Dobmeier, Martin Gierden und Johannes Osswald an der Trompete. Alvaro Artuñedo Garcia, Martin Gericks und Victor Lozano-Mariano am Horn und an der Posaune waren Kurt Förster, Alexander Schmidt-Ries und Philippe Stier, war es ein absolut gelungener Start in den Sonntagmorgen. Für mich war es einfach nur schön und gelungen. Ich weiß, dass ich wieder mal ein wenig mehr Zeit auch für die klassische Musik aufwenden werde.

Vielleicht auch mit neuen Menschen im Konzert, denn es waren heute viele ältere Menschen da, aber auch Familien mit Kindern und jüngere Menschen. Klassische Musik ist nicht langweilig, sondern begegnet uns immer wieder auch in den aktuellen Stücken. Also, wie wäre es auch mal mit dir im nächsten Konzert?

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