Der Trick
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Am 02.09.2016 war ich bei uns in Gießen in der Stadtbücherei auf der Lesung von „Der Trick“ des Autoren Emanuel Bergmann. In diesem Rahmen habe ich auch ein Interview mit Herrn Bergmann geführt, was mir der Diogenes Verlag ermöglich hat, wofür ich hier auch einmal danke sagen möchte.

Ich war mit meiner Kollegin Heike auf dieser Lesung. Natürlich war ich auch etwas aufgeregt, da ich ausnahmsweise das Buch nicht kannte. Und danach ein Interview so unvorbereitet zu führen, ist nicht unbedingt meine Art. Aber dazu später etwas mehr.

Ich muss dazu sagen, dass für mich Büchereien immer wieder ein Erlebnis sind. Dieses ganze Wissen in Büchern ist für mich eine Art Wallfahrtsort, genauso wie schöne urige Buchhandlungen mit einem gewissen Charme.

Herrn Bergmann habe ich sehr schnell erkannt und muss dazu sagen, dass er mir gleich am Anfang sehr sympathisch rüber kam. Er strahlte für mich eine große Wärme aus und etwas Herzliches. Ich durfte bei dieser Lesung auch seine Mutter kennen lernen, welche in der Nähe wohnt und auch sie strahlte etwas aus, was man einfach nur als Wärme bezeichnen kann.

Komme ich nun endlich einmal zu der Lesung, der ich beiwohnen durfte. Hon.-Prof. Dr. Sascha Feuchert hat die Lesung anmoderiert. Er hat sich sehr kurz gehalten und den Autor ein bisschen vorgestellt. Als Vorsitzender des Literarischen Zentrums Gießens kam er sympathisch rüber und schaffte eine unaufgeregte und lockere Atmosphäre, die einen guten Rahmen für die Veranstaltung bot.

Dann fing Herr Bergmann mit der eigentlichen Lesung an. Er hat die Lesung mit Musikstücken untermalt, die von einem Komponisten (Frank Bartholomai) extra für diese Lesung komponiert wurde. Und gerade dies merkte man von Anfang an – es war einfach stimmig, dazu dann noch die Stimme des Autoren, der diese Lesung im Stehen abhielt. Eine runde Sache.

Die Kapitel, die er aus dem Buch ausgewählt hatte, waren stimmig und brachten mir die Hauptdarsteller des Buches, Mosche und Max, doch etwas näher. Dazu noch die Stimme und die Art und Weise wie Herr Bergmann aus dem Buch vorgelesen hatte, mit einer tollen Betonung und Gespür für Pausen und Situationen, da konnte ich mir sehr gut vorstellen, dass er auch sein eigenes Buch vertonen könnte.

Zwischen den Kapiteln sind immer wieder die Stücke des Komponisten zu hören, welche einfach eine gelungene Abrundung zu den Texten darstellen, so dass die 90 Minuten Lesung in einer Geschwindigkeit vorbei gegangen sind, die ich so lange nicht mehr erlebt habe.

Nach der eigentlichen Lesung hat Hon.-Prof. Dr. Sascha Feuchert noch einige Fragen über das Buch und bestimmte Szenen gestellt, die Herr Bergmann nicht vorgelesen hatte. Er erwähnte, dass einige Rezensenten sich wegen einem Satz aufgeregt haben, wo der Jude Mosche zu Adolf Hitler bestellt wurde und der Führer gerade einem ihm, einem Juden und Zauberer, das Du angeboten hat. Der Autor hat dann erklärt, dass gerade dieser Satz in der Taschenbuchausgabe gestrichen wird. Da sich viele Menschen darüber aufgeregt haben. Die Ironie sei wohl nicht jedem klar geworden.

Ich kann dazu nur sagen, Leute regt euch nicht darüber auf. Hitler war selbst zu 1/8 Jude und hätte eigentlich in einem Zug nach Auschwitz sitzen müssen, wenn es nach seinem eigenen Buch und seinen eigenen Gesetzen gegangen wäre.

Aber so ist das nun mal bei Extremisten jeder Art. Für einen selbst gelten oft andere Regeln, denn sie vergessen teilweise selbst, dass sie dem Ideal nicht entsprechen was sie entwerfen. Darüber könnte ich jetzt noch einiges sagen, lasse es aber lieber.

Die Frage, die ich mir stelle ist einfach, warum soll man nicht auch mal lachen können, wenn etwas einfach auf die Spitze getrieben wird. Warum sollte man nicht mal etwas zur Reibung in einem Buch behalten. Es ist doch gut, wenn man sich mal über einen Satz aufregt. Gerade das kann doch Menschen neugierig machen und zum denken anregen.

Es ist kein Buch über den Holocaust. Es ist ein Buch über die Zeit und man kann, wenn man sich in einem Buch über diese Zeit schreibt und es in Europa spielt, diesen Krieg und das Leid nicht ausklammern. Man sollte aber aufgrund des Abstandes vielleicht auch eine Prise Humor in der Literatur zulassen.

Alles in allem war es eine interessante Lesung in einem angenehmen Rahmen – auch wenn das Mikrofon gelegentlich mal geknackt hat. Aber dies hat der Stimme und Stimmung, die Herr Bergmann verbreitet hat, keinen Abbruch getan.

Ich denke, wer die Chance hat eine Lesung mit Herrn Bergmann in der Nähe zu erreichen, sollte diese Möglichkeit auch ergreifen. Er hat sich auch im Interview danach als sehr angenehmen Gesprächspartner gezeigt, der aber auch aufgrund des Jetlags, da er mittlerweile in Los Angeles wohnt, ein wenig erschöpft war.

Aber ich kann sagen, dass er trotzdem Lesens und Sehenswert ist und ich bin dankbar, so einen Autoren kennenlernen zu dürfen, und kann dem Literarischen Zentrum Gießen nur dafür danken, dass sie einen solchen Autor nach Gießen geholt haben.

Auch finde ich es gut, dass der Diogenes Verlag einem solchen Autoren die Chance gegeben hat, denn ansonsten hätte ich nicht einen rundum gelungenen Abend mit vielen interessanten Gesprächen erlebt.

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