Neujahrskonzert_2017-1

Wenn ich in ein Sinfoniekonzert gehe, fühle ich mich manchmal wie in eine andere Zeit versetzt. Ich lerne immer wieder etwas, wie diesmal über die Liebesgeschichte zwischen Brahms und Clara und Robert Schumann. Ich glaube wirklich, dass Brahms beide Schumanns auf eine besondere Art und Weise geliebt hat, wobei ich denke, an diesem Abend erspürt zu haben, dass Johannes Brahms Clara vollkommen verfallen war.

Es war wie ein Valentinstagskonzert, voller Liebe und Wärme und dies fing schon bei der Konzerteinführung an und spielte immer wieder während des Sinfoniekonzertes mit ein. Man spürt durchgehend das besondere Verhältnis zwischen diesen Musikern und es ist da auch egal, ob Robert Schumann in einer Nervenheilanstalt war oder was auch immer in dem Leben der drei passierte. Alles war immer mit einer großen Achtung dem anderen gegenüber. Man spürte stets die besondere Liebe zwischen Robert und Clara. Diese beiden haben sich gesehen und geliebt. Man könnte sagen, eine Liebe auf den ersten Blick gegen alle Widrigkeiten. Sie haben die Heirat gegen den Willen des Vaters von Clara erzwungen.

Ihr merkt schon, ich lasse mich diesmal nicht an der Geschichte der einzelnen Komponisten aus, sondern an dieser besonders intensiven Liebesgeschichte. Eigentlich ist es ein Stoff für ein Filmdrama, es wird schon aus weniger ein opulenter Film gedreht.

Fange ich nun aber mal mit dem Konzert an. Es begann mit Haydn – Variationen op. 56a von Brahms. Es war einfach schön, dazwischen die Briefe von Clara und Brahms zu hören. Sie wurden von Carolin Weber gelesenen. Da ging mir das Herz auf. Zu den Briefen werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch etwas schreiben. Aber es war für mich einfach etwas, was den musikalischen Vortrag abgerundet und dem Stück vom Brahms noch eine besondere Note gegeben hat.

Weiter ging es mit dem Konzert für Klavier und Orchester in a-Moll von Clara Schumann. Ich muss mich entschuldigen, ich hatte Clara Schumann nur als Pianistin im Kopf, aber dieses Konzert von ihr, einfach unbeschreiblich! Eine Wärme und Kraft, die da vom philharmonischen Orchester zu mir als Zuschauer rübergekommen ist! Es nimmt mich noch immer mit. Dazu William Youn am Klavier, da saß ich im Sitz und war so angerührt. Es war modern und zeitlos, was uns dargeboten wurde. In der Pause standen draußen wir, um frische Luft zu schnappen und waren einfach alle miteinander ergriffen, was dieses, wie Clara Schumann in einem der Briefe selbst sagte, „Frauenzimmer“ an Musik komponiert hatte. Da das Komponieren damals den Männern überlassen wurde, war das umso beachtlicher. Leider ist das teilweise auch heute noch oft so. Aber dieses Konzert braucht sich hinter keinem anderen Komponisten zu verstecken, sondern nimmt mich auch noch Stunden später so richtig in Beschlag.

Und William Youn am Klavier hat jede Sekunde, des Applaus verdient. Er hat das ganze einfach abgerundet und noch auf eine besondere Stufe gestellt.

Nach der Pause ging es weiter mit der Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61 von Robert Schumann, einem Stück, welches bei der Uraufführung vollkommen unterging.  Das Konzert war damals wohl sehr lang und die einzelnen Stücke gingen vollkommen in der Masse unter. Robert Schumann hat es dann noch einmal etwas überarbeitet und Clara hat es dann noch einmal zur Aufführung gebracht. Auch diese Sinfonie, war einfach schön und so voller Kraft und Verspieltheit, wie ich es lange nicht mehr gehört habe.

Komme ich nun zu einem Punkt, der mich, und auch noch viele andere, gestört hat. Carolin Weber hat ja immer wieder zwischendurch Briefe der drei vorgelesen. Ich muss sagen, mir hat es sehr gut gefallen, da die ausgesuchten Briefe immer genau zum nächsten Stück gepasst haben und von Carolin Weber hervorragend vorgetragen wurden. Und auch wenn man eigentlich ein Sinfoniekonzert nicht unterbricht, hat es doch gepasst als sie zwischen dem 2.und 3. Satz einen Brief von Robert Schuman vorlas, in dem er seine depressiven Gefühle nach dem Tod seiner ersten Frau schilderte. Dies leitete wunderbar in die Stimmung des 3. Satzes über. Man kann darüber geteilter Meinung sein, aber es gab einen, ich kann es nicht anders sagen, Spinner, der sich lautstark darüber aufregte. Er wolle das Konzert hören und nicht immer unterbrochen werden. Er wurde beleidigend und wie ich fand herablassend. Für mich ein No-go! Das geht mal gar nicht, sich darüber aufregen, dass ein Konzert immer wieder wird durch Briefe der Personen, die uns diesen Abend erst ermöglicht haben, „unterbrochen“ wird. Man sollte es erstmal annehmen und sacken lassen und nicht rumpöbeln, denn dies hat viel mehr gestört, als es die wirklich toll von Carolin Weber vorgetragenen Briefe je hätten tun können. Ich muss sagen, ich ziehe meinen Hut vor ihr, wie sie mit dieser Situation umgegangen ist. Ich kann eines sagen, ich bin noch immer begeistert von ihr und finde die Art des Abends, wie er gestaltet wurde mit den Briefen und der Musik einfach nur schön und würde mich freuen, wenn das Stadttheater seinen Mut beibehält. Diesen Mut sehe ich zum einen in der Musikauswahl bei jüngeren Komponisten oder wie an diesem Abend mit eingeflochtenen Briefen. Ich finde, man muss es einfach einmal versuchen andere Wege zu gehen.

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