Ruwe Irmelina Geisterkind

Das Geheimnis der Dorfeiche

Mit Bildern von Julia Bierkandt

  1. Frau Ruwe, mit „Irmelina Geisterkind“ ist eine wortwörtlich zauberhafte Geschichte entstanden. Was hat Sie zu diesem Buch inspiriert?

Die Naturgeister in „Irmelina Geisterkind“ sind inspiriert von isländischen Sagen. Dort ist der Glaube an Elfen und Trolle, die die Natur schützen, weit verbreitet. Ich wollte ein Buch schreiben, in dem die Natur eine wichtige Rolle spielt. Also habe ich ausgehend von den isländischen Fabelwesen Irmelinas Naturgeisterwelt entwickelt. Die Vorstellung, dass man einen guten Geist einfach bei einem Spaziergang im Wald entdecken könnte, gefällt mir. Als Kind hätte ich es toll gefunden, so ein lustiges Geisterkind wie Irmelina an der Seite zu haben.

  1. Wie war es für Sie, in die Geisterwelt einzutauchen?

Es macht riesigen Spaß, sich die Geisterwelt auszudenken und zu überlegen, wie alles funktioniert. Da nichts vorgegeben ist, kann man seiner Fantasie einfach freien Lauf lassen und hat so viele Freiheiten. Welche Traditionen gibt es? Wie funktioniert das tägliche Leben? Welche Geschichten erzählen die Naturgeister sich und was für Ausdrücke benutzen sie?

  1. Beschreiben Sie bitte Ihre Hauptfigur.

Eigentlich sind es sogar zwei und sie sind sehr unterschiedlich: das Naturgeistermädchen Irmelina (10) und das Menschenkind Juna (9). Irmelina ist ein echter Wirbelwind und lässt sich von niemandem etwas sagen. Sie ist so groß wie ein Marmeladenglas und kann nur von Kindern gesehen werden. Juna ist eher ein stilles Mädchen, das sich oft nicht traut für sich einzustehen. Als sie Irmi kennenlernt, merkt sie, dass es auch anders geht. Trotz ihrer Unterschiede – oder vielleicht gerade deswegen – freunden sich die beiden Mädchen an.

  1. Welcher Nebenfigur gehört Ihr Herz ganz besonders?

Eleonora Winkelstein. Sie ist die Dorfälteste von Hügelhausen und wacht gewissermaßen über das kleine Dorf. Eleonora ist eine eindrucksvolle, große Frau, immer eher wortkarg und kurz angebunden – und die unangefochtene Kniffel-Königin des Ortes. Natürlich kreuzen sich die Wege von Irmi, Juna und Eleonora im Laufe der Zeit – und sie birgt noch das ein oder andere Geheimnis … Tatsächlich war Eleonora die erste Figur, die ich für diese Geschichte erfunden habe. Ich mag sie wirklich sehr.

  1. Welche Rolle spielt Freundschaft in Ihrem Buch?

Im Zentrum der Geschichte steht die Freundschaft zwischen Irmelina und Juna, die sich erst entwickelt und auch gleich auf die Probe gestellt wird. Es geht um Zusammenhalt, zwischen Freund*innen und in der Familie, und darum, füreinander einzustehen und sich auf den anderen verlassen zu können. Das können Irmi und Juna auf jeden Fall – und das schwören sie sich sogar feierlich.

  1. Sind Sie selbst auf dem Land aufgewachsen? Wie wichtig ist Natur für Kinder?

Ich bin in einem Dorf in Niedersachsen aufgewachsen, und der Ort Hügelhausen ist stark von meiner Heimat inspiriert. Ich glaube, dass die Nähe zur Natur für Kinder sehr wichtig ist, denn was man selbst erlebt, versteht man besser. Doch Kinder haben heute immer weniger Bezug zur Natur. Mit meinem Buch möchte ich sie neugierig darauf machen, und auch in meinem Teilzeitjob bei dem Bildungsprogramm GemüseAckerdemie setze ich mich dafür ein. Dabei bauen wir mit Kindern auf dem eigenen Schul- oder Kita-Acker Gemüse an. So erleben sie, wo unsere Lebensmittel herkommen, verstehen Naturzusammenhänge und ihre Wertschätzung für Natur und Lebensmittel steigt.

  1. Haben Sie eine Lieblingspflanze?

Puh, da fällt es mir nicht leicht, mich zu entscheiden. Wenn ich eine ganz bestimmte nennen soll, wäre das unser Pflaumenbaum: Er hat es nämlich sogar in den zweiten Irmelina-Geisterkind-Band geschafft, so viel kann ich schon mal verraten. Er ist schon ziemlich alt und knorrig, seine Rinde ist mit Moos bewachsen und an manchen Stellen ist das Holz morsch. Trotzdem schenkt er uns Jahr für Jahr eine reiche Ernte – ich hoffe, er bleibt uns noch lange erhalten.

  1. Was pflanzen Sie in Ihrem Berliner Schrebergarten so alles an?

Wir haben viele Obstbäume und Beerensträucher und bauen in den Hochbeeten und auf dem Acker jede Menge Gemüse und Salate an. Besonders toll finde ich zum Beispiel die Kartoffelernte: Da die Knollen unter der Erde wachsen, ist es eine große Überraschung, was man schließlich beim Graben findet. Palmkohl finde ich auch super, weil die Pflanze so schön aussieht – eben wie eine Palme. Als Vegetarierin esse ich gerne und viel Gemüse – und aus dem eigenen Garten schmeckt es gleich doppelt so gut!

  1. Gibt es in Ihrem Garten kleine Geistermädchen und -jungs wie Irmelina?

Also, Irmelina hat sich dort auf jeden Fall schon oft rumgeschlichen. Ich habe einen Großteil des Buchs im Schrebergarten geschrieben und hatte oft das Gefühl, dass mir das kleine Geistermädchen über die Schulter guckt. Wenn es in unserem Garten auch Gemüsegeister gibt, hoffe ich, dass sie dieses Jahr die Schnecken und Wühlmäuse gut im Griff haben.

  1. Wem empfehlen Sie die Geschichte vom Naturgeistermädchen Irmelina besonders?

Allen Kindern im Grundschulalter, die sich schon immer einen kleinen geheimen Freund oder eine geheime Freundin gewünscht haben. Allen, die Lust auf Natur haben und sich schon genauso auf den Sommer freuen, wie ich.

  1. Verraten Sie uns etwas über Ihr nächstes Projekt?

Ich habe gerade den zweiten Band von Irmelina Geisterkind fertig geschrieben, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Er erscheint 2021. Jetzt geht es direkt weiter mit dem nächsten Projekt – aber darüber darf ich noch nicht viel verraten. Vielleicht nur so viel: Dieses Mal bleibt es realistisch – und die Frage nach meiner liebsten Nebenfigur müsste ich in diesem Fall so beantworten: eine Schnecke …

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