Jens Henrik Jensen
Jens Henrick Jensen 5

Lit.Cologne 2018

Jens Henrik Jensen und Jan-Gregor Kremp präsentieren Oxen

Lesung auf der MS RheinEnergie / Literaturschiff am 12. März 2018

Schiff fahre ich wahnsinnig gerne und dann auch noch kombiniert mit einer spannenden Lesung, das waren Vorboten eines schönen Abends. Ich muss gestehen, ich hatte schon auf der Frankfurter Buchmesse 2017 das Vergnügen, Jens Hendrik Jensen kennenzulernen, somit hatte ich schon eine leise Ahnung, was mich erwarte würde.

Moderiert wurde die Lesung von Daniel Haas. Auch er ist kein unbeschriebenes Blatt. Der Redakteur der ZEIT schrieb bereits für SPIEGEL Online, FAS und FAZ. Seine Bereiche waren Literatur, Medien- und Gesellschaftsthemen. Sein lockerer Moderationsstil hat mir sehr gut gefallen. Im Spagat zwischen den Sprachen warf er sich mit Jens Hendrik Jensen gekonnt die Bälle zu und es entwickelte sich ein gutes Gespräch, sowie eine Interaktion mit dem Publikum. Als das Publikum auf die ersten Worte von Herrn Jensen bereits direkt reagierte, lag schon die Frage in der Luft, ob Herr Haas noch übersetzen müsse. Er hat es natürlich getan und auch den Inhalt sehr gut rüber gebracht – auch die kleinen (selbst-)ironischen Töne.

Jens Henrick Jensen 7

Auf die Anmerkung, dass er es scheinbar mit Trilogien habe, erläuterte der Autor, dass es sich bei seiner ersten Trilogie „Kazanski“ einfach so entwickelt habe. Es wäre kein Plan gewesen. Man kreiere einen Charakter der entwickele sich von Seite zu Seite wie ein lebendes Wesen, man fange an ihn zu mögen, warum ihn also schon nach nur drei bis vierhundert Seiten schon wieder wegwerfen? Er lese es auch gerne.

Auf die Frage wieso er in seiner zweiten Trilogie die Figur Nina Portland entworfen hat, antwortete Jens Henrik Jensen „There is always a woman behind“. Diese ist nun keine neue Erkenntnis, kam aber sehr charmant rüber. Sie ist eine alleinerziehende Mutter und Polizistin, eine gewiss nicht einfache Kombination, die viel bietet um einen interessanten Charakter zu entwerfen. Sie ist trotz Kind eigentlich genauso einsam wie Oxen. Da sei schon die sprichwörtliche  nordische Depression verankert. Dabei springt Herrn Jensen der Schalk aus den Augen. Es schmunzelt nicht nur das Gesicht, sondern auch die Augen. Jensen sagt, man benötige für die Figuren auch „human stuff“, ein bisschen menschlichen Kram. Ein normaler Familienvater der um fünf heimkomme und von Frau und Kindern begrüßt werde sei einfach zu langweilig, es fehle die Fallhöhe. Die Theorien der griechischen Tragödie lassen grüßen. Jetzt weiß ich sicher, dass es nicht nur stumpfe Theorie war – es wird gelebt.

Herr Haas ging noch mal auf den ersten Band ein in dem der Autor außer Personen sogar Hunde hatte sterben lassen. Jens Henrik Jensen betonte, dass das Thema nicht Tierquälerei sei. Merkwürdiger Weise scheine es aber die Leserschaft mehr zu schocken, wenn ein Hund im Roman getötet wird, als mehrere Menschen. Dies habe kürzlich bei einer gemeinsamen Veranstaltung auch sein Kollege, Harkan Nesser, gesagt. „You can’t kill a dog!“

Nun aber zu Oxen. Er ist einer der am höchsten dekorierten Elitesoldaten Dänemarks, leidet unter PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) und lebt auf der Straße. Kann ein Fall tiefer sein? Nach seinen Erlebnissen im ersten Band „Das erste Opfer“ ist Niels Oxen untergetaucht. Er möchte eigentlich einfach nur von allen in Ruhe gelassen werden und in Ruhe mit seinem Hund in den Wäldern leben, doch wieder wird ihm ein Schloss zum Verhängnis. Diesmal ist der Tote der Kurator, aber wieder wird Oxen verdächtigt. Die Organisation hat ihn wieder gefunden, Es stellt sich nun die Frage kämpfen oder flüchten?

Zum Einstieg liest Jens Henrik Jensen den Anfang des zweiten Bandes auf Dänisch. Ich schätze die Dame neben mir war als Übersetzerin für diese Sprache eine der wenigen, die es verstehen konnten. Ich selber hätte den Text auch auf  Chinesisch genauso wenig verstanden, aber ich mag den Klang des Dänischen. Nun übernahm Jan-Gregor Kremp. Vielen ist er gewiss seit 2012 als „Der Alte“ im ZDF bekannt. Mit angenehm weicher, ausdrucksstarker Stimme las er verschiedene Passagen aus dem zweiten Band „Der dunkle Mann“.

Herr Haase meinte, man habe den Eindruck, dass Niels Oxen auch den Ärger regelrecht suche. Wenn man an mehreren Hinweisschildern wie „Betreten verboten!“ gehe, müsse man ja schon irgendwie damit rechnen, dass da jemand von seiner Anwesenheit nicht begeistert sein würde. Ja, dieser Eindruck drängt sich mir auch auf, aber sonst wäre es ja langweilig.

Oxens ehemalige Partnerin, Margrethe Franck, findet ihn nach langer Suche – auch hier sieht man wieder „es steht immer eine starke Frau dahinter“. Sie kann ebenso wie Oxen selbst sehr gefährlich sein – zumindest wenn man auf der falschen Seite steht.

Die vorgelesenen Textpassagen waren sehr gut gewählt. Sie haben Lust auf mehr gemacht.

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Ein toller Bericht von einer befreundeten Bloggerin aus München

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