DSCN0116.JPG

Ein italienischer Abend bei Lesung und Musik

Ich glaube ich fange mal vorne an, auch wenn ich dann gleich beim negativsten Punkt des Abends bin – die Anmoderation. Wenn ich einen Raum voll Menschen habe, ist es immer schwierig, sich ohne Mikrophon Gehör zu verschaffen, und wenn noch viele ältere Menschen da sind, kann es passieren, dass der Raum dann noch unruhiger wird, weil einige die Moderation nicht verstehen. Aber bei dieser Veranstaltung ist das Meckern auf hohem Niveau, denn das was Frau Heid vom Literarischen Zentrum und Frau Schneider-Cartocci erzählten war interessant und hat wieder Lust auf mehr gemacht. Nur denke ich, dass es mit einem Mikro für die beiden entspannter gewesen wäre. Aber wie gesagt, es ist Meckern auf hohem Niveau.

Kommen wir zum Hauptteil des Abends, der Lesung mit Musik. Nun bin ich ja schon ein paar Jahre unterwegs und mir ist Herr Joppich etliche Male auf der Buchmesse Frankfurt über die Füße gefallen, vornehmlich in der Gegend der Messestände von Rowohlt oder KiWi. Nun gilt die Regel, wenn dies über Jahre passiert, dann kann es nur ein Verlagsmitarbeiter, Autor und bei einer bestimmten Altersgruppe Blogger sein. Da Herr Joppich nicht zu der Hauptaltersgruppe der Blogger gehört, kann es nur Autor oder Verlagsmitarbeiter sein. Gestern kam dann die Aufklärung. Ja, ich habe mich nicht vergugt, er kann es wirklich gewesen sein. Gesegnet sei mein Gesichtsgedächtnis und verflucht sei mein Namensgedächtnis, denn ansonsten hätte ich mich an den Namen locker erinnern können. Denn wie sagte meine frühere Arbeitskollegin die ich heute Morgen beim einkaufen traf: „Markus, du hättest mir vielleicht auch mal zuhören müssen, ich habe dir einiges über ihn erzählt.“

Nun, hat er sich da vorne hingesetzt und gelesen und was soll ich sagen? Er hat das Buch erklärt, den Postboten erklärt und dies mit einer angenehmen Betonung und Stimme. Die Kapitel, die er rausgesucht hatte, waren allesamt lustig, aber auch zum Nachdenken und trotzdem mit einer gewissen Leichtigkeit und Augenzwinkern. Ich bin noch immer versucht, vielleicht dieses eine Buch noch bei mir einziehen zu lassen.

Komme ich nun zum zweitwichtigsten Part des Abends, der Musik und da kommt es zu einem Wechselspiel von Reinhold Joppich und Mario di Leo. Diese Art der gegenseitigen Anmoderation zwischen den einzelnen Kapiteln war teilweise sensationell. Man merkt, dass diese beiden schon viele Male zusammen auf der Bühne standen und es so eine Vertrautheit zwischen ihnen gibt. Man hat dabei das Gefühl es stehen Freunde vor dir, die sich schon lange kennen. Es sind so kleine Nuancen, die mich darauf brachten und über die ich gestern Abend noch lange nachgedacht habe.

Die Lieder, die die beiden rausgesucht haben, passen immer zu dem Kapitel und die Stimme von di Leo ist einfach toll. Was das Gitarrenspiel betrifft, passt es richtig gut zu der Stimme. Die Lieder haben mich teilweise in meine Jugend zurückentführt, als ich mit den Pfadfindern bei einer Italienischen Pfadfindergruppe saß und wir unter anderem einige dieser Lieder sangen, ohne dass ich wusste, was ich da singe. Nun habe ich bei zumindest bei ein paar Liedern auch die Erklärung dazu erhalten. Alleine für diese Gefühle, und dieses neue Wissen, hat sich diese Lesung für mich gelohnt.

Nach der Lesung gab es noch lange Gespräche bei dem einen oder anderen Wein und etwas italienischen Fingerfoods mit den Besuchern der Lesung im Innenhof des Alten Schlosses in Gießen. Einige waren erstaunt, dass die Lesung so voll war, denn wie sagte Herr Joppich, sie hatten nicht damit gerechnet, dass sich so viele Menschen bei dem Wetter in einen Raum setzen und der Lesung folgen. Und ich kann einfach nur sagen, Qualität setzt sich durch und deswegen werde ich wohl noch etliche Male bei den Lesungen des Literarischen Zentrums Gießen dabei sein. Ich habe bis jetzt jedes Mal besondere Bücher und Autoren kennengelernt, die ich so nicht kannte und ich bin froh darüber, dass ich mittlerweile den Mut habe, mich zu solchen kulturellen Events zu bewegen und mich einfach überraschen lasse. Ich für meinen Teil, bin dankbar, für dieses Team um Anna Lena Heid, die wirklich auch mich immer wieder mit ihrer Buchauswahl überraschen. Wie wäre es, wenn auch Sie sich mal von diesen Lesungen überraschen lassen?

Postbote
Teilen mit :

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert