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Ich werde ja langsam zum Stammgast im Stadttheater Gießen. Diesmal war es das 4. Kammerkonzert und zwar mit einem Horn Ensemble. Sind wir mal ehrlich, Horn ist nicht jedermanns Sache und ich hatte am Morgen vor dem Konzert irgendwie Angst, ob ich diesmal nicht vielleicht total danebenliege.

Mit von der Partie war bei diesem Konzert meine Kollegin Silke vom Blog Vitalzeit.eu und auch sie hatte wohl ein leichtes Bauchgrummeln. Es fing auch gleich gut an. Normalerweise ist ja das Kammerkonzert im Foyer, und was war? Es fand im Zuschauerraum statt. Die Begründung war auch sehr einfach und verständlich – zehn Hornisten direkt vor dir, und du hast sicherlich nach dem Konzert leichte Probleme mit den Ohren.

Wir haben uns mehr oder weniger mitten in den Zuschauerraum gesetzt und gleich habe ich mich wieder mit den Nachbarn vor und hinter mir unterhalten. Vor dem Konzertbeginn natürlich! Es waren einige dabei, die ein Abo für die Kammerkonzerte haben und alle waren sehr gespannt, was uns erwartete.

Zuschauerraum STG
(c) Stadttheater Gießen

Das erste Stück war Giovanni Gabrieli – Cantos No. 2 „Canzon per sonar primi Toni“ und dies war ein richtig toller Einstand! Vier Bläser standen im 1. Rang jeweils auf der linken und rechten Seite und haben im Wechsel gespielt. Es hatte einen richtig guten Klang und es war eine tolle Stereo Erfahrung – besser als zuhause über die Anlage.

Nun kommen wir dazu, warum ich die Überschrift mit dem Freundschaftsspiel genommen habe. Berthold Cremer ein Hornist des Gießener Ensembles führte durch das Programm und er hat immer wieder Parallelen zum Fußball gezogen, im Besonderen zum FC Gießen und dem SV Darmstadt 98, da sechs Bläser und die musikalische Leitung des Darmstädter Staatstheaters das Ensemble des Gießener Stadttheaters ergänzten. Somit stellten zehn Hornisten und ein Dirigent die Mannschaft des 4. Kammerkonzert. Elf Freunde sollt ihr sein!

Es ging weiter mit der Polonaise, einem Stück für zwei Hörner aus dem KV 487 von Wolfgang Amadeus Mozart was auch unter dem Namen die Kegelduette bekannt ist. Weiter ging es mit Stücken von Consuelo Velazquez, Reinhold Gliere, Antonin Dvorak und zum Abschluss vor der Halbzeitpause eine Sonata von Jan Koetsier.

Es klingt vielleicht für euch wie eine Aneinanderreihung von Komponisten und ihr fragt euch, warum schreibt er nicht auch noch etwas zu den anderen Stücken? Es ist einfach so gewesen, dass ich traurig war, dass wir schon in der Halbzeitpause waren und irgendwie ging es nicht nur mir so, sondern ich denke es waren viele überrascht, wie abwechslungsreich und angenehm ein Konzert nur mit Hörnern sein kann. Die Stücke waren alle fantastisch und manchmal fehlen sogar mir die Worte das Gehörte angemessen zu beschreiben.

Bei der zweiten Halbzeit möchte ich gleich das erste Stück hervorheben, es war eine Uraufführung. Alvaro Artunedo Garcia, ein Bläser des Stadttheaters Gießen, das Stück Fanfare 6 + 4 komponiert, welches er speziell für genau diese 10 Hornisten geschrieben hat. Es war kurzweilig und einfach schön. Man muss es selbst hören. Irgendwie gewöhne ich mich langsam an die Uraufführungen im Stadttheater in Gießen und ich wurde in den letzten Wochen nie enttäuscht.

Ich will noch zwei Stücke besonders hervorheben. Das eine wäre von Kerry Turner „Cashbah of Tetouan op. 21“. Berthold Cremer erläuterte, dass Turner versucht habe, das Treiben auf einem Markt in Marokko musikalisch dazustellen, und dies für die besagten Hörner und man glaubt es kaum, es geht.

Das zweite, das mich besonders beeindruckt hat ist das Stück „Fragments“ für zehn Hörner des Japaners Ken’ichiro Kobayashi. Ich erwähne es, weil es sich wie Filmmusik aus dem Herr der Ringe oder ähnliches angehört hat und dabei waren es nur 10 Hörner, die daraus wirklich einen Hörgenuss geformt haben. Es gab danach wirklich minutenlang Applaus, was zu einer Verlängerung führte wie es Berthold Cremer bei seiner Moderation nannte. Ich weiß natürlich, dass dies eine Zugabe ist. Ich kann es nicht genau benennen, aber die Moderation hat sich ausgezeichnet mit der Musik ergänzt. Das ganze Kammerkonzert war sehr gut und es hat alles gepasst.

Für mich war es ein schönes Kammerkonzert, auch wenn mir die Atmosphäre im Foyer ein wenig gefehlt hat, da es da doch ein wenig kuscheliger ist. Allerdings muss ich sagen, so viele Menschen wie es diesmal im Zuschauerraum waren, da wäre es im Foyer mehr als kuschelig geworden.

Neujahrskonzert 2017 1
Foto: Daniel Regel

Was mir aber dieses Kammerkonzert gezeigt hat ist, dass die Hörner mehr sind als ein Instrument im Hintergrund und für ein Halali. Ich hatte das Gefühl, die Bläser haben sich beim Applaus gefreut, dass ihr Konzert richtig gut angekommen ist, denn mir war, als hätte ich das Leuchten und Strahlen bei dem einen oder anderen Musiker sehen können.  Es hat mir wieder gezeigt, dass es wohl viele Instrumente gibt, die ich einfach unterschätze und ich denke mir, ich bin dabei nicht die einzige Person, der es so geht, denn viele die ich wegen des Kammerkonzerts gefragt hatte, sagten zu mir, ach Hörner ich weiß nicht so recht.

Mir hat dieses Freundschaftsspiel zwischen Darmstadt und Gießen im Gießener Stadttheater sehr gut gefallen und ich würde mich sehr freuen, wenn ich die Gastmannschaft aus Darmstadt noch das eine oder andere Mal in der Gießener Heimspielstätte sehen und hören würde.

Und noch etwas, der Stadionsprecher in Form von Berthold Cremer, kann gerne noch das eine oder andere Heimspiel moderieren. Ich bedanke mich auch für die schnellen handschriftlichen Ergänzungen in meinem Programmheft, die er mir zwischen Tür und Angel vor dem Dach Café geschrieben hat. Ich freue mich auf die nächste Spielzeit und das eine oder andere Kammerkonzert – vielleicht auch wieder im Foyer. Ich bin mir sicher, ich werde wieder überrascht sein und lerne wieder mir neue klassische Stücke und Interpretationen kennen.

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