Follow the Sungr

LITL547 [Podcast-Interview] mit Helmut Zierl über das Buch: Follow the Sun

In diesem Teil des Gesprächs reflektiere ich über die Rolle der Musik bei der Hervorrufung von Emotionen und Erinnerungen. Ich erwähne, wie überrascht ich von der starken Präsenz von Musik in meinem Buch war. Ich beschreibe die Auswirkungen von Songs wie “She’s Leaving Home” von den Beatles und “Me and Bobby McGee” auf die Charaktere und ihre Erfahrungen. Ich reflektiere auch über die Bedeutung von Liebe und Freiheit während eines denkwürdigen Sommers und erwähne die nostalgischen Gefühle für Freunde wie Claude, Rudi und Haneke. Ich drücke eine Art Traurigkeit und Sehnsucht nach diesen Freunden aus, die ich vielleicht nie wiedersehen werde. Ich erwähne auch die Todesfälle von vier Personen während der drei Monate, in denen ich das Buch geschrieben habe, die mein Schreibprozess beeinflusst haben. Ich erinnere mich an die emotionale Wirkung eines obdachlosen Mannes namens Henri, von dem ich anfangs angeekelt war, aber später eine tiefe Verbindung zu ihm aufbaute. Ich wünschte mir, dass Henri zurückkommen würde, aber leider kam er nie wieder. Ich diskutiere dann über meine starke Schwärmerei für eine Frau namens Trichata und den Schock, den ich erlebte, als ich sie später in Amsterdam wieder traf. Ich beschreibe das ganze Buch als einen Roadmovie und erwähne Monique als die einzige Person, die ich wiedersehen konnte.

Ja, zwei Jahre später stand sie tatsächlich vor der Haustür meiner Eltern. Meine Mutter ließ sie herein. Zu dieser Zeit war ich bereits auf der Schauspielschule und meine Mutter rief mich an und sagte, dass Besuch da sei, eine gewisse Monique. Also machte ich mich auf den Weg nach Hause und es war tatsächlich sie. Sie war sehr hartnäckig und war mir zwei Jahre später gefolgt, nachdem sie nicht mehr mit dem Bandführer Michelle zusammen war und bei mir bleiben wollte. Doch ich war nicht bereit für eine Beziehung und sie war dann sehr traurig und trampelte zurück. Irgendwann bekam ich einen Brief von ihr, dass sie in der Nähe von Paris lebte, ein kleines Baby hatte und mit jemand anderem zusammenlebte. Aber sie war tatsächlich die Einzige, die wieder auftauchte.

John war auch eine wichtige Person auf meiner Reise. Er fing mich quasi am Anfang auf. Er war da, um mir zu helfen. Das zog sich immer durch das Buch, dass ich immer wieder solche Begegnungen hatte. Es gab immer Menschen, die mir unglaublich geholfen haben. Er war einer von ihnen. Er zeigte mir sofort Brüssel und all die Sehenswürdigkeiten. Aber erst nach seinem Selbstmord wurde mir klar, dass er eigentlich schon einmal bei mir “getestet” hatte, ob ich Drogen ausprobieren wollte. Es war so beiläufig, dass ich es nicht wirklich ernst nahm. Er erzählte mir auch seine Geschichte, dass er wegen seines ständigen Kiffens aufhören musste. Ja, genau, das steht auch im Buch.

Es ist unglaublich spannend, herzlich und warm. Für mich ist es ein Buch, das einen immer weiterbringt und einen ein wenig selbst hinterfragt. Wo stehe ich selbst? Ich bin einfach so ehrlich gewesen. Ich habe kein Blatt vor den Mund genommen. Ich wollte endlich nach all den Jahren der Schauspielerei und unendlich vielen Interviews, um Filme zu bewerben, über diesen Punkt sprechen. Ich musste immer lügen. Es wurde bekannt, dass ich von der Schule geflogen bin. Warum? Und dann habe ich immer gesagt, dass ich oft geschwänzt habe. Ich wollte einfach damit aufräumen. Es war ein Bedürfnis. Raus damit. Es ist so befreiend. Ich war damals 16. Die Leute sollen wissen, dass ich mit 16 ein verkiffter Hippie war, der keine Lust mehr auf die Spießigkeit der deutschen Mittelschicht hatte.

Es ist einfach alles da. Jeder Moment in den Kapiteln ist so. Es nimmt einen mit, man weint, man lacht, man freut sich. Man hat diese Flötenklänge im Ohr. Und apropos Flöte, hast du noch die F-Flöte? Nein, leider nicht. Ich weiß nicht, wo sie ist. Sie ist mir bei tausend Umzügen abhanden gekommen. Aber vor etwa zehn Jahren habe ich mir tatsächlich in einem Musikgeschäft in Regensburg eine F-Flöte gekauft. Meier Burkhardt von der NDR Talkshow hat herzlich darüber gelacht, als er hörte, dass ich am Straßenrand mit einer F-Flöte gespielt habe. Das war damals sehr ungewöhnlich. Es gab Gitarren, Bongos, Mundharmonikas, aber dass jemand Flöte spielte, war sehr eigenartig. Aber für mich war es die einzige Chance ein wenig zu improvisieren und die F-Flöte hatte einen viel schöneren Klang als die C-Flöte. So ähnlich wie der Unterschied zwischen Cello und Geige. Etwas tiefer, etwas wärmer finde ich einfach. Absolut, das finde Ich habe dieses Buch wirklich genossen, da es mich mitfühlen, Freude empfinden und viele Abenteuer erleben lässt. Es ermutigt dazu, sich treiben zu lassen. Zum Beispiel hatte ich erzählt, dass wir eigentlich in den Vogesen wandern wollten, aber stattdessen in Paris gelandet sind. Danach waren wir in Brügge, einer der schönsten belgischen Städte für mich. Auch Genz ist super, aber nicht so touristisch wie Brügge. Es hat einfach Flair und man sollte sich ab und zu mal treiben lassen. Die Begegnungen mit Schwulen und Transsexuellen auf meinen Reisen waren die liebsten, nettesten und herzlichsten Menschen. Das Buch umfasst viele Erlebnisse und entwickelt sich zu einer reichen Geschichte. Es ist keine Biografie, sondern erzählt von drei Monaten meines Lebens als 16-Jähriger. Ich bin kein Held, oft bin ich der Verlierer, aber es ist wichtig, solche Tiefpunkte zu erleben, um zu wachsen. Dafür bin ich dankbar. Es ist auch wichtig, auf die Menschen zu achten, denen es nicht so gut geht. Mir fällt es schwer, einfach an ihnen vorbeizugehen, selbst wenn ich manchmal selbst knapp bei Kasse bin.


Ja, wir glauben, dass das Vorhandensein von Straßenmusikanten eine Stadt erst richtig lebenswert macht. Wir lieben es, Musiker in der Innenstadt zu sehen, wie etwa die Südamerikaner oder die Peruaner mit ihren Panflöten. Das bringt so viel Vielfalt und Atmosphäre in die Stadt. Wir sind der Meinung, dass wir in Deutschland nicht immer alles reglementieren sollten, sondern ein bisschen toleranter sein und mit den Menschen sprechen sollten. Wir erinnern uns gerne an eine Nacht in der DDR, als wir bei einer grünen WG waren und selbstgemachten Apfelwein getrunken haben. Das war eine tolle Erfahrung. Wir denken, dass es wichtig ist, nicht immer den geraden Weg zu gehen, sondern auch mal zu wandern oder Fahrrad zu fahren. Und wir bedauern, dass man nach der Schule direkt in die Uni und in den Beruf startet, ohne eine Auszeit zu nehmen. Wir finden es großartig, wenn junge Leute ein Jahr Work and Travel in Neuseeland machen, um einen anderen Blick auf die Welt zu bekommen.

(Follow the sun – Helmut Zierl)

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Markus
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