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Inhalt:

Der Sommer meines Lebens

1971, Lütjensee in der norddeutschen Provinz: Helmut Zierl ist 16 und steht mit seinem Armeesack an der Autobahnauffahrt Richtung Süden. Erst hat ihn die Schule rausgeschmissen, dann auch noch sein Vater. Und er denkt sich: Einfach der Sonne entgegen, mit 300 Mark in der Tasche den Sinn des Lebens suchen. Was folgt, sind drei Monate voller Liebe, Sex und Drogen, eine geballte Ladung Lebenserfahrung, die ihn an seine Grenze bringt. Drei Monate, die dem Leben des bekannten Schauspielers eine neue Richtung gaben.

Rezension:

Helmut Zierl, jeder in meinem Umfeld sagte, klar, Helmut Zierl kennt man. Alle waren total begeistert, nur ich merke wieder einmal, dass meine Allgemeinbildung bei Schauspielern eher unterirdisch ist. Ganz im Gegensatz zu Autoren und Bücher, das geht fast immer, Musikgruppen und ihre Titel geht noch häufiger. Schauspieler am Gesicht zu erkennen und zuzuordnen, das geht fast immer, aber Namen – hach ja, da hapert es doch sehr. Ich hoffe einfach, man kann mir dies verzeihen, aber ich bin nun mal ehrlich und als mich das Buchcover anstrahlte, war auch alles da. Mit dem Bild wusste ich sofort Bescheid, es war alles in meinem Gehirn da.

Komme ich nun zum Wichtigsten – dem Buch. Es beginnt im Mai 1971 mit dem Rausschmiss aus der Schule. Was darauf folgt, ist der Rausschmiss aus dem Elternhaus, was der junge Helmut Zierl auch gerne annimmt. Er schnappt sich seinen Rucksack und trampt nach Brüssel. Eigentlich wollte er vielleicht nach England oder einfach mehr in die Sonne. Gelandet ist er in Brüssel. Kann ich nachvollziehen. Ich wollte mal mit einem Freund von Straßburg nach Saverne trampen und gelandet sind wir in Paris, Brügge, Amsterdam und so weiter. Wenn man sich treiben lässt, kann vieles passieren, was man so nicht vorhersieht.

So ist er also in Brüssel gelandet und lernt dort Claude, Hanneke und Rudi kennen. Er zieht bei Claude ein und dies ist so eine Ersatzfamilie für ihn, mit der er alles Mögliche teilt und es sich bis auf Kleinigkeiten gut gehen lässt. Gut, dass mit dem Kiffen, kann ich nicht so nachvollziehen, aber jedem das Seine und so lange man mich nicht dazu nötigt, kann ich sehr gut mit Kiffern leben. Ich finde man sollte sich einfach eine gewisse Toleranz aneignen.

Helmut Zierl lässt den Leser an seinen Fehlschlägen beim weiblichen Geschlecht teilhaben. Da ist beispielsweise Monique, eine Frau, die mit einem Gitarristen verlobt ist, oder Tirshata, ein Mädchen, das bei den Jesus People, einer christlichen Sekte, war.

Er erlebt Zeiten bei Junkies, die voll auf H sind. Er übernachtet bei einem schwulen Pärchen. Er reist nach Amsterdam, freundet sich dort mit Leuten aus Wuppertal an, fällt auf ein paar Araber rein, die ihm 10 gefälschte Uhren andrehen und die er für sie verkaufen soll.

Es ist verdammt viel, was er erlebt und es ist nicht alles positiv. Er erlebt den Tod einer Freundin durch Heroin, bei anderen weiß er nicht, wie es ihnen geht. Das Heimweh wird immer stärker. Er beginnt alles zu hinterfragen.

Für mich ein tolles Buch, da mir viele Situationen teilweise bekannt vorkamen. Da ist zum Beispiel das Trampen und es geht an der Autobahn nicht weiter. Ich stand allerdings mit meinem Kumpel drei Tage an einer Autobahnauffahrt in Paris und nicht in Cloppenburg.

Die freundliche Aufnahme bei Schwulen, ist mir auch passiert und war eine der angenehmsten Erfahrungen meines Lebens, da sie so eine Freundlichkeit aufgebracht haben ohne Hintergedanken.

Die Musik, die Helmut Zierl in den verschiedenen Kapiteln nennt, kenne ich selbst seit meiner frühesten Kindheit, da mein Vater selbst lange Haare getragen hat und ein absoluter The Doors Fan war. Es gab einige Situationen, bei denen mir auch die Tränen liefen und ich ergriffen war.

Helmut Zierl zeigt auf, wie es ist teilweise ganz unten zu sein und wie eine Familie einen immer wieder auffangen wird. Es gibt verschiedene Familien, die in die man einfach so einzieht, die man durch Zufall trifft oder die wirkliche Familie aus eigenem Fleisch und Blut und ab und zu muss man dieser Familie vielleicht auch mal eine zweite Chance geben. Wenn mir dieses Buch eines wieder aufgezeigt hat, dann, dass man Werte sein ganzes Leben lang mitnehmen kann, nämlich: Respekt, Demut, Toleranz und Akzeptanz. Für mich ist er nicht nur ein toller Schauspieler, sondern ein noch größerer Mensch, von dem wir viel lernen können.

Verlag: Lübbe

ISBN: 978-3-431-05011-0

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