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Inhalt:

Als ein junger Reporter sie um ein Interview bittet, ist Margitta zunächst wenig begeistert. Sie soll die typische Durchschnittsfrau sein? Skeptisch willigt sie ein und nimmt ihn mit auf die Reise in ihre Vergangenheit.

Ungeschönt und prägnant berichtet sie von ihrem bewegten Leben: vom Krieg,   Deutschtümelei, ihren zwei Ehen, der Flucht aus Ostpreußen und dem Verlust der Heimat.

„Das Wort Heimweh roch für mich als junger Mensch nach Mief und Heimat- Duselei. Aber als ich nach 50 Jahren erstmals in Königsberg und Palmnicken im ehemaligen Samland an der dortigen Steilküste stand, wusste ich, dass ich oft    Heimweh empfunden hatte.“

Rezension:

Nun ist ja die Autorenlesung mit Margitta Sünwoldt bereits auf meinem Blog und da das Buch auch schon hier war, lag es nahe, dieses auch zu lesen. Ich habe        ja in letzter Zeit immer wieder das Thema Neonazis oder die neue Rechte auf meinem Blog, zum einen weil unsere Geschichte interessant ist, zum anderen einfach auch, um immer wieder darauf aufmerksam zu machen. Ich dachte, die Autobiografie einer Frau im Alter meiner Oma, wäre doch mal interessant, insbesondere da mein Uropa auch aus Ostpreußen kommt, wenn ich mich nicht irre.

Somit begab ich mich auf die 67seitige Reise von Königsberg bis ins Lipperland.

Als erstes lernte ich eine unbeschwerte Kindheit in Königsberg und Palmnicken kennen, wobei Palmnicken doch Prägender war, mit seinem Wald und dem Meer und einem Lindenbaum direkt neben dem Haus der Großmutter.

Auch die Flucht Anfang 1945 wird natürlich thematisiert. Da ist die Ankunft am Hafen in Pillau und eigentlich gelangen sie durch einen Zufall aufs Schiff.

Bei all den Schrecken dieser Zeit darf die erste Liebe nicht fehlen. Es wird aber auch ein sehr zweifelhaftes Verhalten der Menschen gegenüber den Flüchtlingen und allem, was evangelisch ist, beschrieben. Da saß ich nur noch da und schüttelte mit dem Kopf. Wie man die erste große Liebe stehen lassen kann, weil sie ein Flüchtling und dazu noch evangelisch, kann ich nicht verstehen. Es ist zum Kopf schütteln. Dann denke ich daran, wie heute die Flüchtlinge behandelt werden. Das ist auch keinen Deut besser. Trauriger Weise verhalten sich auch die Flüchtlinge von damals genauso, wie man ihnen entgegengetreten ist. Da stellt man sich schon die Frage, ob sie sich nicht mehr daran erinnern können oder wollen, wie man sie behandelt hat, um es jetzt besser zu machen.

Der erste Ehemann der Autorin wird auch thematisiert. Leider hat die Depression der Liebe keine Chance gelassen. Dennoch hat sie zwei Kinder, die sie absolut liebt und dies spürt man mit jedem noch so kleinen Wort, wenn die beiden erwähnt werden.

Sie beschreibt die Probleme ihrer Mutter und ihre, wie es war, die Familie durchzubringen. Man erfährt auch, dass es immer wieder Menschen mit großen Herzen gegeben hat, die ihnen geholfen haben.

Es sind so viele schöne Kleinigkeiten, die sie beschreibt, aber auch erschreckende Dinge, wie das Massaker an 3000 Juden kurz vor Kriegsende in Palmnicken. Man spürt die Schmerzen die sie als neunjährige dabei gefühlt hat, als sie dies gesehen hat.

Es ist eine Ermahnung, dass dies nicht wieder passieren darf. Wir haben leider nicht mehr viele Zeitzeugen, die den 2. Weltkrieg überlebt haben und umso wichtiger ist diese kleine Biografie, die so persönlich und voller Wärme ist. Die Zeit, um dieses Büchlein zu lesen, hat jeder. Was es schwierig macht, ist der Nachgang. Mich hat es immer wieder dazu bewegt, dass ich mich fragte, wie würde ich reagieren? Bitte lest dieses Buch, damit wir immer wieder vor Augen geführt bekommen das diese 12 Jahre von 1933 – 1945 kein Vogelschiss der deutschen Geschichte waren, sondern noch immer nachwirkt.

Verlag: Medu Verlag

ISBN: 978-3-944948-87-4

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